Auswanderung

Auswanderung

Auswanderung Mitte des 19. Jahrhunderts

 

Die Auswanderungs-Bewegung
(von Johann Wilken)

Auswanderer aus der Gegend von Firrel

Der Hinweis auf Auswanderer aus der Gegend von Firrel bei verschiedenen Veranstaltungen und Veröffentlichungen zur Auswanderungsbewegung in Ostfriesland gaben Anlass um zu erforschen, wer sich denn unter dieser anonymen Bezeichnung verbirgt. Gemeint sein konnten nur die vielen Amerikaauswanderer des 19. Jahrhunderts aus den Moor- und Heidekolonien der lutherischen Kirchspiele Hesel, Bagband, Strackholt und Uplengen-Remels.

Aufgrund der schlechten Lebensbedingungen waren es gerade diese kleinen Dörfer, in denen der Gedanke zur Auswanderung erste Wurzeln schlug. Von den Seeleuten der Fehne waren die Nachrichten über das sagenhafte Amerika, wo Land angeblich kostenlos zu erhalten war und der Boden so gut war, dass problemlos gute Ernten zu erzielen waren, in die Moor- und Heidekolonien vorgedrungen. Der Gedanke an lebenslange schwere Arbeit unter großen Entbehrungen und manchmal sogar Hunger, wenn die Buchweizenernte misslang, erzeugte bei manchem jungen Paar den ernsthaften Gedanken an eine Auswanderung.

Heie Harms Keiser aus Firrel (OSB/He 2304, Sohn) war mit Wüpcke Behrends Post aus Bagband (OSB/Ba 1727, Tochter) befreundet und beide waren fest entschlossen den Weg in die Neue Welt zu wagen. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich diese Nachricht bald in den Dörfern Firrel, Siebestock, Holtland und Bagband aus. In vielen Diskussionen und Unterhaltungen über dieses Vorhaben entstanden die wildesten Gerüchte über das unbekannte Amerika und es gab viele Warnungen vor mögliche Gefahren. Trotzdem schlossen sich einige Leute dem jungen Paar an. Im Herbst 1845 verließen sie Ostfriesland.

Die Gruppe segelte ab Bremerhaven und erreichten am 28. Dezember 1845 New Orleans. Dann ging es weiter den Mississippi hinauf bis nach St. Louis. In der Nähe der Stadt Alton fanden sie sofort Unterkunft und Arbeit und waren damit die ersten Ostfriesen in dieser Region. Bereits am 16. April 1846 schrieben Heie und Wüpcke einen begeisterten Brief an ihre Eltern und Geschwister in Firrel und Bagband.

"Über die Anderen können wir euch wenig erzählen, aber die beiden Gerd's aus Bagband blieben in New Orleans und Rebel hält sich mit seiner Familie in St. Lois auf.", schrieben Heie und Wübcke. Nach einer Beschreibung der guten Verdienstmöglichkeiten ergeht der eindringliche Aufruf von Heie an seine Eltern und seine Brüder Johann und Harbert auch so bald wie möglich nach Amerika zu kommen. "Entscheidet Euch dieses Jahr und wartet nicht länger, Ihr habt schon lange genug gewartet." Im letzten Teil des Briefes wendet sich Wübke an ihre beiden Schwestern. "Wenn jemand Euch das Geld für die Überfahrt leiht, wir werden es ihm sofort zurückzahlen. Für unverheiratete Frauen ist es hier besonders gut." "Wir laden alle ein, hierher zu kommen." An zwei weitere junge Männer, die die Auswanderung offensichtlich nicht gewagt hatten wendet sich Wübcke vorwurfsvoll: "Gerhard Rebel, wenn Du mit uns gegangen wärest, Du würdest hier gutes Geld verdienen, während du jetzt nur 22 Thaler bekommst. Und Hinrich Hesse, hier könntest Du ein Pferd reiten, kein Amerikaner geht auch nur eine Viertelstunde zu Fuß."

Nach diesem Brief kam eine größere Anzahl von Familien aus den Kirchspielen Hesel und Holtland nach Illinois, wo sie sich vorwiegend östlich von Alton ansiedelten. Dabei waren die Brüder Gerd Arkebauer aus Neufirrel und Harm Arkebauer aus Firrel mit ihren großen Familien. Heie Keiser half ihnen ein Blockhaus zu bauen.

Dann folgten Peter Keiser und Jan Keiser aus Firrel, von Neuemoor kam Cobus Bohlen und Jan Focken aus Holtrop und noch weitere Familien aus Firrel und auch aus Holtland. Dorsey's Prairrie, wie die Gegend östlich von Alton vorher genannt wurde, wurde plötzlich Ostfriesisch. Von dort breiteten sich diese Einwanderer anschließend weiter aus nach Gillespie und nach Mt. Olive.

Unter diesen Auswanderern war auch der Vater des Briefschreibers, Harm Janssen Keiser mit seiner 2. Ehefrau. Im Revolutionsjahr 1848 erweiterte er den Kreis der Auswanderer und bald waren auch alle seine Kinder drüben, bis auf Sohn Johann, der ein Kolonat in Holtland Nücke besaß.

Am Westerenderweg in Firrel hatte Harm Janssen sein Kolonat noch an der gleichen Stelle, an der sein Großvater Jann Hinrichs 1764 der Überlieferung nach das erste Haus des Dorfes gebaut hatte. Dort hielt er auch Bienen und betätigte sich als Möbeltischler. Außerdem baute er Musikinstrumente. Nach dem frühen Tod seiner ersten Ehefrau war er in zweiter Ehe mit Hillina Janssen Keiser verheiratet, seiner Kusine aus einem nur wenige Schritte von seinem Anwesen entfernt liegenden Kolonat am Nordende.

Als sich die wirtschaftlichen Verhältnisse in den Moorkolonien zur Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr verschlechterten, entschloss er sich mit seiner Familie auszuwandern. Die Moorbrandkultur brachte nur noch geringe Erträge, war zeitweise auch untersagt. Produkte des Kleinhandwerks ließen sich kaum noch verkaufen. Missernten in ganz Europa hatten auch die Bauern in den alten Dörfern, sonst potentielle Kunden und Arbeitgeber der Kolonisten, stark gebeutelt. Für die sonst blühende Kolonie Firrel wurde eine regelrechte Hungersnot aufgezeichnet.

Im Herbst des Revolutionsjahres1848 verließ die Familie die Gemeinde. Nach einer dreimonatiger Überfahrt auf einem Segelschiff wurde Anfang Dezember die Insel Kuba erreicht, wo Proviant aufgenommen wurde. Am Neujahrstag 1849 landete das Schiff in New Orleans.

Ein Dampfer brachte Keiser und seine Mitreisenden den Mississippi hinauf nach Cairo, Illinois. Weil der Fluss ab hier zugefroren war, konnte die Schiffsreise nicht fortgesetzt werden. Die Reisegesellschaft ging an Land. Aus ihren Koffern und Reisekisten bildeten sie einen Verteidigungsring und entzündeten in der Mitte ein Lagerfeuer. So wollte man sich vor mögliche Übergriffe von Indianern schützen. Das war die erste Nacht, die diese Auswanderergruppe in Illinois verbrachte.

Man darf davon ausgehen, dass die fruchtbarsten Ländereien in der Nähe von Cairo, zwischen dem Mississippi und dem Ohio bereits ausgegeben waren. Keiser und seine Mitreisenden fanden ihre neue Heimat ebenfalls nördlich von St. Louis in unmittelbarer Nähe der Stadt Alton. Von dort schrieb die Familie weitere begeisterte Briefe an Verwandten und Bekannten in Ostfriesland und löste hier bald eine richtige Auswanderungswelle aus, von der kaum eine Familie unbetroffen blieb. Insbesondere bei Johann Keiser in Holtland Nücke erkundigten sich viele nach dem Wohlergehen seiner Eltern und Geschwister bevor er selbst auch die Fahrt in die Neue Welt antrat.

Neben den Keisers und den Arkebauers gehörten auch die Zimmermanns zu den ersten Firrelern, die sich in der Nähe von Alton ansiedelten. Familien, die in der alten Heimat auf ihren Kolonaten auch die Krämerei und den Ausschank betrieben und deshalb mit kaufmännischen Gepflogenheiten vertraut waren. Offensichtlich waren alle sehr gut auf die Auswanderung vorbereitet und bestens informiert. So versuchte sie erst gar nicht nach Texas hinzukommen, wo der Schmied Saathoff aus Ostersander seit 1846 ansässig war. Es wurde gleich ein neues Siedlungsgebiet weiter nördlich gesucht, dessen Klima dem Norddeutschen mehr entsprach. Die Informationen dürften über dessen Verwandte in Fiebing gelaufen sein.

Die Abläufe solcher Auswanderungen der ersten Generation lassen sich allgemein insoweit nachvollziehen, dass zunächst das eigene Kolonat mit dem darauf stehenden Haus und allem Inventar verkauft wurde. Von diesem Barvermögen wurde ein geringerer Teil für die Überfahrt, die meistens im Herbst stattfand, abgezweigt. Das andere Geld verblieb zunächst in Deutschland. Nach der erfolgreichen Überfahrt versuchte man bereits für das folgende Jahr eigenes Farmland zu erwerben. Bei erfolgreichen Verhandlungen ließ man sich das benötigte Geld von seinen Familienangehörigen aus der alten Heimat in die Staaten überweisen. Die Empfangsbestätigungen solcher Transferaktionen befinden sich heute teilweise noch Privatbesitz. Offensichtlich reichte damals das Barvermögen für ein verkauftes kleines Kolonat mit zusätzlich etwas Gespartem aus um in Amerika große Farmländereien zu kaufen.

Selbstverständlich konnten auch bei den ersten Auswanderern aus unserer Gegend nicht alle soviel Vermögen vorweisen, dass der Kauf einer eigenen Farm möglich war. Wenn wir dann bereits 1851 die Familien mehrerer Kleinhandwerker und Arbeiter in kleineren Holzhäusern auf den Farmen der Grundbesitzer vorfinden, fühlen wir uns doch stark an die Struckturen der alten ostfriesischen Geestdörfer, bestehend aus Platzbesitzern und Heuerleuten erinnert. Aber auch für diese Leute bestand die berechtigte Aussicht, in wenigen Jahren durch selbst verdientes Geld eine eigene Farm zu erwerben.

Die Situation in der alten Heimat wurde nicht gerade besser. Als die Kolonisten im Revolutionsjahr versuchten auch auf politischer Ebene mehr Rechte durchzusetzen, fanden sie Unterstützung bei den Lehrern. Heinrich Janssen Sundermann, Lehrer in Hesel und Jann Harbers Keiser, Lehrer und Krämer in Siebestock, Neffe des vorgenannten Harm J. Keiser setzten sich nachweislich aktiv für die Belange der einfachen Bevölkerung ein. Nach scheinbaren anfänglichen Erfolgen blieb für die Kolonisten von der Revolution nichts übrig. Der politische Druck auf die "kleinen Leute" hatte eher noch zugenommen. Neben den wirtschaftlichen gab es dadurch in zunehmendem Maße auch politische Gründe die zu Auswanderungen führten.

Lehrer Sundermann wurde sogar inhaftiert. Ein unbekannter Jugendlicher, der kurz vor der gemeinschaftlichen Auswanderung mit seinen Eltern stand, trug am 15. Juni 1851 in sein Tagebuch ein:

"In Deutschland werden die Verhältnisse immer schlechter. Derjenige, der frei ein wahres Wort sagt, wird zum Galgen geschickt. Alle großen, mutigen und ehrhaften Männer, die das Licht und die Wahrheit lieben, werden gezwungen das Vaterland zu verlassen. Kinsal ging nach England, Wonder nach Amerika usw. usw. Sundermann büßt als Gefangener, weil er die Wahrheit gesagt hat. Es muß anders werden, und hier wird sich etwas wenden, wenn ein "politischer Luther" kommt, welcher Deutschland reformiert und saniert.

Ich fühle mich krank in diesem Land, und kann die Stunde kaum erwarten, wo ich auf wiedersehen sagen kann."

Auch die Eltern des Tagebuchschreibers holten sich die neusten Informationen regelmäßig bei Johann Harms Keiser. Anfang September 1851 fuhren dann zwei Schiffe in Richtung New-Orleans ab, mit etwa 150 Auswanderern aus dieser Gegend. Unter ihnen war auch Jann Harbers Keiser mit seiner Familie, der vorgenannte Lehrer und Krämer aus Siebestock. Seinen umfangreichen Brief, den er ebenfalls an Johann Keiser in Holtland-Nücke schrieb, wurde erst kürzlich in der Heimatbeilage "Unser Ostfriesland" veröffentlicht.

In seinem Brief berichtet Jann Harberts Keiser unter anderem über den wirtschaftlichen Erfolg der bereits vor 1851 aus Firrel ausgewanderten Familien. Es war bereits vorher mit seinem Lehrerkollegen Sundermann vereinbart, dass ein solcher informativer Brief geschrieben und zur Unterrichtung der auswanderungswilligen Ostfriesen verbreitet werden sollte.

Johann Keisers Sohn überbrachte den Brief an Lehrer Sundermann, der auch weiterhin die Kolonisten und einfachen Leute unterstützte. Nach dem Scheitern der Revolution allerdings mehr in dem Bestreben, seinen Mitbürgern möglichst eine Auswanderung in die Neue Welt (der Freiheit und des Überflusses) zu ermöglichen. Er ließ den Brief 1852 drucken und als Information über die Schulen Ostfrieslands an Interessenten verteilen.

Die überzeugende Darstellung der Verhältnisse dürfte für viele Familien den entscheidenden Anstoß zur Auswanderungen gegeben haben. Pastor Hess in Hesel befürchtete denn auch ein "Ausbluten" der Kolonien durch die Auswanderungsbewegung. Besonders schmerzlich war es, dass aus den armen Kolonien gerade bevorzugt diejenigen auswanderten, die noch einen relativen wirtschaftlichen Erfolg aufweisen konnten und über etwas Vermögen verfügten. Die kleinen Schuldörfer wurden dadurch noch ärmer. Im Staatsarchiv Aurich befindet sich Karte der Kolonien Firrel und Schwerinsdorf, fertiggestellt im Jahre 1850. Viele der dort eingetragenen Kolonatsbesitzer waren1850 bereits nach Amerika ausgewandert oder sind kurze Zeit später gefahren.

An einem dritten Grund für viele Auswanderungen war Pastor Hess allerdings selbst nicht ganz unbeteiligt. Einige der alteingesessenen Familien aus diesen lutherischen Dörfern hatten ursprünglich Vorfahren, die calvinistischer Prägung waren und über die Niederlande in das lutherische Dorf Bagband gekommen waren. Im weiteren Verlauf waren sie dann Mitbegründer der Kolonien und Fehne in der Nähe von Bagband. Je nach Lage gehörten diese kleinen Schuldörfer dann zu den umliegenden lutherischen Kirchengemeinden.

Diese Menschen beschäftigten sich oft sehr ernsthaft mit Glaubensfragen. Während die Geistlichen der Bagbander Kirchengemeinde und die Armenkasse dieser Gemeinde ihre Glieder in den Kolonien beim Aufbau unterstützte, konnte sich zur Kirchengemeinde Hesel kaum eine besondere Beziehung entwickeln. Insbesondere galt dies für Firrel, von Bagbandern gegründet und aufgrund seiner geographischen Lage auf dem vormaligen Klostergelände der Kirchengemeinde Hesel angegliedert, wo selbst die Bänke an die alteingesessenen Heseler Familien vermietet waren.

Auf die christliche Erziehung in den Kolonien hatten offenbar die Dorfschullehrer einen wesentlich größeren Einfluss als Pastor Hess in Hesel, dessen Verhalten und Aussagen bei verschiedenen Anlässen ihn in großer Distanz zu den ihm eigentlich unterstellten Lehrern gebracht hatte. Die Gemeinde Firrel stellte dann 1850 auch einen entsprechenden Antrag auf Durchführung der sonntäglichen Gottesdienste in der Schule.

Die ausgewanderten Familien in Illinois, die noch fast alle in der roten Prairie, in der Nähe des heutigen Prairie Town siedelten, wandten sich dort zunächst Wanderpredigern und in der Folgezeit Kirchengemeinden zu, die sich gerade in der Nähe befanden. Die meisten Auswanderer blieben lutherisch, andere wandten sich den Methodisten, den Baptisten und anderen Gruppierungen zu. In den Briefen an die Eltern und Geschwister in Ostfriesland wurde dann mitgeteilt, ob die Kinder Konfirmationsunterricht erhielten oder ob man sich einer anderen Kirche zugewandt hatte.


In den Dörfern um Hesel und in Uplengen traten ebenfalls die ersten Prediger von Baptistengemeinden auf. Über die Grundsatzfrage der Kindtaufe wandten sich mehrere Gemeindeglieder von der staatlichen Kirche ab und wurden Baptisten. Weil sie aber in behördlichen Angelegenheiten, beispielsweise bei der Heirat, auf die staatliche Kirche angewiesen waren, kam es oft zu Konflikten mit Pastor Hess und der Kirchengemeinde Hesel. Diese religiösen Gründe führten erneut zu Auswanderungen, die nicht nur die Kolonien sondern auch das Geestdorf Hesel selbst betrafen.

Aus fast allen Auswandererbriefen ist die Aufforderung an die Verwandten und Bekannten der Briefschreiber zu entnehmen, diese möchten sich doch auch bald zur Auswanderung entschließen und nach Amerika folgen. Persönliche Beziehungen zu den Menschen, die bereits in den USA wohnten, waren in der Folgezeit ein weiter Grund für Auswanderungen. Eltern reisten zu ihren ausgewanderten Kindern oder die erwachsenen Kinder, die in Ostfriesland geblieben waren reisten zu ihren ausgewanderten Eltern, Onkel und Tanten.

Mehrere Jugendliche reisten zu ihren ausgewanderten Freunden oder Freundinnen und schlossen dort die Ehe. Andere kamen aus den USA, heirateten hier und gingen dann als Ehepaar in die Vereinigten Staaten zurück. Die persönlichen Gründe für Auswanderungen sind sehr vielfältig.

Die Auswanderungsbewegung, die hier 1845 ihren Anfang hatte, dauerte noch bis nach dem Ende des zweiten Weltkriegs an. Noch heute hat so mancher Firreler, Schwerinsdorfer oder Neufirreler Geschwister, Neffen und Vettern in den USA. Viele Nachkommen der ersten Auswanderer leben auch heute noch in Illinois. Die bevorzugte Siedlungsgebiete der ehemaligen Firreler und aus den Nachbarorten befinden sich nördlich und nordwestlich von Alton. Sie ließen sich z. B. nieder in Prairietown, Forsterburg, Moro, Litchfield, Mt. Olive. Nach dem Bürgerkrieg siedelten sie in der etwas jüngeren Kolonie in Nokomis, als dessen Begründer Jann Karsten aus Siebestock genannt wird, und in Harvel.

Aber auch aus Jerseyville und Fieldon schrieben Firreler an ihre Verwandten in der alten Heimat. Andere zogen in die bekante Ostfriesen Kolonie Golden, etwas weiter nördlich. Die Ideen Sundermanns und seiner Lehrerkollegen, in Amerika ein Neufriesland mit Auswanderern aus unserer Region zu gründen, wurde wohl nirgends mehr umgesetzt, als hier in Illinois nördlich von St. Louis.

Aber auch hier stand Land nicht unbegrenzt für die nachwachsende Generation zur Verfügung. Bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden Trecks gebildet, die mit Pferdewagen in neue Siedlungsgebiete zogen. Ein beliebtes Zielgebiet war der Bundesstaat Nebraska. Viele Familienangehörige aus den alten Sielungsgebieten finden wir anschließend in Regionen wie Gage County oder Franklin County wieder. Gemeinsam mit diesen siedelten dort dann weitere Familien, die aus den ostfriesischen Moor- und Heideregionen um Hesel und Strackholt nachgezogen wurden.

Heute melden sich die Nachkommen der Auswanderer aus fast allen Bundesstaaten der USA und manchmal auch aus Kanada, um in den Heimatdörfern der Vorfahren nach ihren Wurzeln zu suchen.

Quellen:
Ortssippenbücher von Hesel und Bagband
Dr. Paul Weßels: Hesel (Ortschronik)
Traces of the Ostfriesland people in Illinois, Zeitungsbericht aus Illinois von 1942 in 3 Teilen.
THE WAY UP, an Autobiography, Dr. Albert Keiser, Hickory, NC, USA 1961
The East Friesens in Amerikca, by Pastor George Schnücker translated by Pastor Kenneth de Wall
Macon, Franklyn County Ne.125th Anniversary August 16 & 17, 1997 (Chronik als Festschrift)
Informationen von Frau Martha Zimmermann, Harvel, Illinois
Auswandererbriefe von Heie H. Keiser und Jann Harbers Keiser
Texte aus dem "Kiek rin", Herausgegeben vom HVV Hesel
Informationen aus den Familien
u. a.

Veröffentlicht in:
Quellen und Forschungen zur Ostfriesischen Familien- und Wappenkunde
Heft Nr. 2 / 2002
Herausgeber: Upstalsboom-Gesellschaft für historische Personenforschung und Bevölkerungsgeschichte in Ostfriesland e.V.